So findest UND überzeugst du Investoren für dein Startup

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@karlienv1 via Twenty20

Ohne Moos ist im Startup nix los! Auch wenn dieses Sprichwort etwas abgedroschen klingt, so liegt für Gründer sehr viel Wahrheit darin: Die Geschäftsidee ist gefunden, der erste Prototyp scheint äußerst vielversprechend. Der Businessplan ist ausgearbeitet und insbesondere die Szenarien im Finanzteil machen Hoffnung auf eine steile Wachstumskurve. Auch die ersten Verkaufserfolge sprechen für sich. Dir bzw. deinem Team fehlt es weder an Ideen noch am Willen, unbedingt erfolgreich durchzustarten. Der limitierende Faktor in der Startphase von Unternehmen ist ganz klar das liebe Geld.

No limits für frisches Kapital: Dieser Ratgeber kann sich auszahlen …

Insofern sollte die Suche nach passenden Investoren von Beginn an eine zentrale Aufgabe sein, die keinesfalls dem Zufall überlassen werden darf. In diesem Artikel kannst du bereits virtuell auf Investorensuche gehen und dich mit allen wichtigen Aspekten praxisorientiert vertraut machen. Du wirst nicht nur unterschiedliche Investorentypen kennenlernen, sondern den Fokus auch auf die eigene Präsentation legen müssen. Wer möglichst viel Geld einsammeln will, muss ohne große Ausschweifungen überzeugen können. Und dazu reichen ein paar schön gerechnete Zahlen im Businessplan definitiv nicht aus.


Vorab: Was macht deine Geschäftsidee aus Investorensicht sexy?

Bevor wir auf die unterschiedlichen Optionen mit Blick auf Startup Investoren eingehen, solltest du deine Sinne auf das Wesentliche schärfen: Warum soll ein Investor gerade in deine Geschäftsidee einsteigen? Was kann ihn abgesehen von glänzenden Zahlen überzeugen? Wo liegt das Besondere deines Startups, das sich klar von anderen Geschäftsmodellen abhebt und somit einen starken Anreiz darstellt? Erstelle eine Liste mit wirklich starken Argumenten. Je besser diese sind, desto weniger dürfen es sein. Weiter unter wirst du erfahren, wie du diese Argumente professionell ‚verkaufen‘ kannst. Behalte sie also immer im Hinterkopf …

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@InLightOut via Twenty20

Welche Arten von Startup Investoren gibt es? Eine kompakte Übersicht

Was liegt näher, als in der ultimativen Startphase im direkten Umfeld bei Familie und Freunden zu suchen? Aus der Familie oder dem Freundeskreis lässt sich meistens problemlos eine gewisse Summe an Geld einsammeln. Die Frage ist nur, ob das reicht und wie das Ganze vertraglich geregelt werden soll? Beim Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf. Insofern können gerade Missverständnisse über das tatsächliche Risiko einer solchen Investition schnell zu Streit führen. Ein weiterer Nachteil ist darin zu sehen, dass außer dem Geld weder fachliche Expertise noch kritisch reflektierter Input nutzbar sind. Besser ist es, auf mehr Professionalität für die Startup-Finanzierung zu setzen.

Mit diesem Anspruch sind wir bei Business Angels bzw. Angel Investoren angelangt. Hierbei handelt es sich oftmals um wohlhabende Privatiers, die bestimmte unternehmerische Visionen suchen und darin investieren. Dabei stellen solche mehr oder weniger professionellen Investoren nicht nur Geld zur Verfügung, sondern auch Knowhow und Netzwerk. Das kann im Einzelfall der wahre Mehrwert einer solchen Finanzierung sein. Angel Investoren stellen meistens ihr eigenes Geld zur Verfügung. Was bedeutet das für dich? Richtig, du musst mehr Überzeugungsarbeit leisten und mit wirklich guten Argumenten daherkommen.

Wir werden noch ‚professioneller‘, was die Investoren für Startups angeht: Venture-Capital-Fonds ermöglichen es, größere Summen an Kapital nutzbar zu machen. Solche Investoren haben meistens einen klaren strategischen Fokus, weshalb du bei der Auswahl sehr genau hinsehen solltest, um Erwartungshaltungen erfüllen zu können. Es führt kein Weg daran vorbei, sich bereits vor der Kontaktaufnahme sehr intensiv mit dieser Form von Investoren auseinanderzusetzen. Viele solcher Fonds geben spezielle Kriterien vor, die euer Startup erfüllen sollte.


Startup-Schmieden als Alternativen: Inkubatoren bzw. Acceleratoren

Ihr könnt euch auch in einen Inkubator begeben und ein wachstumsfreundliches Umfeld in der Startup-Phase nutzen. Diese Form des Investments ist vor allem für die Frühphase einer Unternehmensgründung interessant. Teilweise erhaltet ihr Zugang zu Räumlichkeiten, Kapital und einem professionellen Mentoring. Dieses wohl behütete Nest hat aber seinen Preis: In der Regel müsst ihr in einer frühen Phase schon bedeutende Unternehmensanteile abgeben. Die Frage ist dann, ob ihr dazu grundsätzlich überhaupt bereit seid?

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@inkdrop via Twenty20

Welcher Investor passt am besten zu meinem Startup?

Diese Frage solltet ihr gemeinsam im Team diskutieren, nachdem ihr den Fokus klar ausgerichtet habt. Geht es euch primär nur um das Geld oder würdet ihr den fachlich-strategischen Input als mindestens genauso wichtig ansehen? Ist das der Fall, solltet ihr Abstand von Investoren aus dem privaten Umfeld nehmen, sofern es sich dabei nicht um ausgewiesene Brancheninsider handelt.

Werfen wir im Folgenden noch einen differenzierten Blick auf die Phasen des Startups. Danach wirst du diese Frage noch eindeutiger beantworten können.


Welcher Investor eignet sich für welche Startup-Phase?

In der Seed-Phase, in der alle Vorbereitungen laufen, gelingt die Finanzierung meistens mit vorhandenem Eigenkapital, kleineren Krediten oder Geldleihen aus der Familie. Vielleicht hast du mit einem Produkt oder einer Dienstleistung einen Nerv getroffen, sodass die Einnahmen direkt sprudeln. Da der Kapitalbedarf in dieser Frühphase noch relativ gering ist, müssen es nicht zwangsläufig professionelle Investoren sein. Mit der Lean Startup Methode kannst du dich zudem gerade in der Startphase sehr kosteneffizient aufstellen, um den Finanzierungsbedarf in Grenzen zu halten. In der Frühphase solltest du zudem sehr günstige Förderkredite nutzen, wie sie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) etwa anbietet. Wenn du bereit bist, dich in einen Inkubator zu begeben, kann auch diese Form der Finanzierung gerade in der Startphase sinnvoll sein.


Ihr müsst frühzeitig beweisen, was in eurem Geschäftsmodell steckt!

Die Basis ist gelegt! In der nun eigentlich erst beginnenden Startup-Phase müsst ihr den ‚Proof of Concept‘ erbringen. Sobald Investoren sehen, dass das Geschäftsmodell offenbar funktioniert, hast du leichteres Spiel. Das soll aber ausdrücklich nicht heißen, dass es sich um einen Selbstläufer handelt. In dieser Phase kannst du dich gezielt an Business Angels oder Venture-Capital-Fonds wenden. Je höher der Kapitalbedarf für ein schnelles Wachstum ist, desto mehr spricht für Venture Capital. In diesem Bereich sind auch siebenstellige Summen kein Tabu. Vorausgesetzt, die Zahlen stimmen und dein Geschäftsmodell lässt Skalierbarkeit erkennen.

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@justinrunschicago via Twenty20

Und was geht investorentechnisch nach der Startphase?

Werfen wir hier noch perspektivisch einen Blick auf spätere Finanzierungsrunden. Wir gehen ja fest davon aus, dass du den ‚Proof of Concept‘ erbringen wirst. Nun befinden wir uns schon in der Serie A der Finanzierungszyklen. Jetzt geht es um Wachstum und Marktanteile. Hierfür greifen die meisten Startups auf Fonds von Venture Capital Gesellschaften zurück, womit in aller Regel eine bestimmte Investitionsstrategie verbunden ist. Natürlich spricht auch nichts gegen private Finanzierungsrunden, wenn ihr weitere Gesellschafter mit ins Boot holen wollt. Das könnte den Vorteil mit sich bringen, das Führungsteam um wichtige Kernkompetenzen zu bereichern.

Im nächsten Schritt der Serie B habt ihr idealerweise schon einen großen Marktanteil erreicht. Wenn ihr nur weiter expandieren und frisches Kapital einsammeln wollt, kann ein Börsengang (Initial Public Offering = IPO) viele potenzielle Investoren (auch im Ausland) ansprechen. Wie viele und welche Finanzierungsrunden dein Startup tatsächlich brauchen wird, kann nur die Zukunft zeigen. Es kann aber nicht schaden, sich frühzeitig mit allen Optionen zu befassen. Vielleicht auch schon mit dem möglichen Exit, falls du dir vorstellen kannst, das Unternehmen möglichst gewinnbringend zu verkaufen.


So findest du einen Investor für dein Startup

Eines ist klar: Du musst aktiv werden und dich von der besten Seite zeigen, um Kapital einsammeln zu können. Mehr noch: Du musst Präsenz zeigen und auf potenzielle Investoren gut vorbereitet zugehen. Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Die folgenden Möglichkeiten solltest du auf dem Schirm haben:

– Teilnahme an Wettbewerben

Du musst dich nicht in das TV-Format „Die Höhle der Löwen“ trauen, auch wenn das sicher seinen Reiz hat und du dein Startup sofort deutschlandweit bekannt machen könntest. Eine Bewerbung kann sicher nicht schaden, zumal du dabei den Fokus auf deine Stärken legen musst. Recherchiere im Internet nach Gründerwettbewerben, ggf. auch in deiner Region. So hast du nicht nur die Chance, Geld einzusammeln: Du kannst von Beginn an die Bekanntheit erhöhen und die Werbetrommel rühren.

– Besuche Startup- bzw. Gründerevents

Recherchiere im Netz, welche Startup- und Gründer-Events in der nächsten Zeit anstehen. Auf solchen Events tummeln sich häufig potenzielle Investoren, bei denen du eine überzeugende Visitenkarte hinterlassen kannst. Gleichzeitig kannst du dir einen Eindruck darüber verschaffen, was andere Gründer derzeit planen.

– Prüfe professionelle Unterstützung

Es gibt für nahezu alles einen Markt! Und so verwundert es nicht, dass sich mittlerweile Anbieter darauf spezialisiert haben, Investoren und Startups zusammenzubringen. Du wirst im Internet schnell fündig, wenn du nach entsprechenden Keywords suchst. Im Einzelfall sind natürlich die Konditionen zu prüfen, denn diese Dienstleistung hat ihren Preis.

– Werde selbst aktiv

Suche dir online passende Investoren für dein Startup heraus. Sieh dir deren Portfolio an und überlege kritisch, ob du mit deinem Startup dazu passt. Wenn du von einem Match zum Investor überzeugt bist, schicke ihm dein Pitch Deck oder was laut Website entsprechend gefordert wird.

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@odincontreras via Twenty20

Wow-Effekt: Geschäftsidee auf den Punkt überzeugend präsentieren

Die Geschäftsidee kann noch so gut sein: Sie wird letztlich nur einschlagen, wenn du sie überzeugend und kompakt präsentieren kannst. Bei der Suche nach Investoren für das Startup wird es wichtig sein gut vorbereitet, selbstbewusst und strukturiert zu argumentieren. Außenstehende müssen sofort verstehen, worum es geht und wo die Besonderheiten und Wachstumschancen liegen. In der Praxis haben sich folgende Erfolgsformate bewährt:

– Der Businessplan als Klassiker

Dieses Dokument ist DIE ‚Visitenkarte‘ für dich als Gründer und dein Geschäftsmodell. Vor allem der Finanzteil muss mit guten Zahlen und realistischen Annahmen punkten. Mit Blick auf Investoren für dein Startup wird sich die Arbeit für die Erstellung eines Businessplans auszahlen. Ein One Pager kann auf einer Seite das Wichtigste zusammenfassen und zur nützlichen Visitenkarte für Investoren werden.

– Pitch Deck

Hierbei handelt es sich um eine knackige, selbstbewusste und vor allem fundierte Präsentation deiner Geschäftsidee. Online findest du zahlreiche Vorlagen und Beispiele – auch zu großen erfolgreichen Startups wie Airbnb oder Facebook.

– Elevator Pitch: Setze den Fokus auf Einzigartigkeit

Die Tür des Aufzugs schließt sich: Nun hast du bis zum 20. Stock Zeit, den Investor im Fahrstuhl von deiner Geschäftsidee zu überzeugen, bevor dieser aussteigt. Und damit ist alles Wesentliche über den Elevator Pitch gesagt. Durch die Kürze bist du gezwungen, das wirklich Einzigartige an deiner Geschäftsidee auf den Punkt zu bringen.


Investor online finden und sorgfältig prüfen

Ein altbekanntes Sprichwort sagt: Drum prüfe, wer sich (ewig) bindet! Das hat bei der Finanzierung eines Startups eine starke Berechtigung. Hast du dich für einen professionellen Investor bzw. eine Gesellschaft entschieden, solltest du vor der Kontaktaufnahme sehr genau hinsehen. Passt er/sie wirklich zu deinem Startup? Zudem ist es ein Vorteil, sehr gut vorbereitet in Gespräche zu gehen. Wer sich vorher intensiv mit dem Gesprächspartner auseinandersetzt, zeigt, dass er es absolut ernst meint.


Nicht zu jedem Preis: Lasse dich nicht über den Tisch ziehen!

Professionelle Investoren agieren aus einer überlegenen Position, da sie in dem Moment über mehr Macht verfügen. Sie haben das Geld, das du zum Weiterkommen brauchst. Das sollte dich aber nicht dazu bringen, alles willenlos abzunicken. Das würde deinen Unternehmergeist in Frage stellen und kann teuer für dich bzw. das Startup werden. Wenn du gute Zahlen und Argumente in Verhandlungen einbringst, wirst du selbstbewusst verhandeln können. Fixiere dich auf eine bestimmte Prozentzahl, aber lass Raum für gute (!) Kompromisse offen.

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@antfpalmer via Twenty20

Größenwahn kommt vor dem Fall …

Zudem sollten dir einige Auftritte aus „Die Höhle der Löwen“ zu denken geben. Eine überzogene Firmenbewertung kann schnell dazu führen, dass Investoren das Interesse verlieren. Selbst hungrige Löwen fressen nicht alles! Der Wert muss sich konkret bemessen lassen, und zwar im Hier und Jetzt. Visionen von hohen Umsätzen und Marktanteilen sind zwar wünschenswert, für aktuelle Entscheidungen aber noch kein Argument.

„Die Zukunft ist niemals klar: Schon für ein bisschen Gewissheit muss man einen hohen Preis zahlen. Unsicherheit ist deshalb der Freund von Langfrist-Investoren.“ (Warren Buffet)


Was du aus diesem Beitrag mit in die Suche & Verhandlung nehmen kannst

Aller Anfang ist schwer und das Geld wird nicht von alleine kommen. Mit diesem Motto ist alles Wichtige über die Startup-Finanzierung mit unterschiedlichen Investoren auf den Punkt gebracht. Du hast hier viele Optionen kennengelernt, um Investoren für dein Startup in verschiedenen Phasen zu überzeugen. Es ist wichtig, dass du eine klare und somit (selbst)bewusste Entscheidung triffst. Beim perfekten Match muss es nicht nur um Kapital gehen: Mit Knowhow und einem leistungsstarken Netzwerk kann ein Startup Investor auch in anderer Hinsicht zu einer Bereicherung für dein Unternehmen werden. Das solltest du berücksichtigen, wenn du in Verhandlungen vielleicht mehr Prozente abgeben musst, als du es eigentlich wolltest. Eines sollte dir dieser Beitrag auch gezeigt haben: Wenn du Investoren gewinnen willst, musst du sie mit einer überzeugenden Präsentation und deiner Gründerpersönlichkeit in den Bann ziehen.

Frage dich auch, was potenzielle Investoren erreichen wollen

Grundsätzlich ist es für unerfahrene Gründer wichtig, ein Verständnis für die unterschiedlichen Investor-Typen zu entwickeln. Dieser Beitrag war in dieser Hinsicht ein erster wichtiger Schritt. An dir ist es nun, deinen eigenen Weg zu gehen und beide Seiten zu verstehen. Denn wer sich gründlich vorbereitet und die Interessen unterschiedlicher Investoren besser versteht, wird aus einer sehr viel souveräneren Position agieren können. Die Suche nach Investoren für dein Startup darf auf keinem Fall zu einem beliebigen Glücksspiel werden: Nimm dein Glück selbst in die Hand und kenne deine Karten ganz genau. Dann stehen deine Chancen viel höher am Ende auch zu gewinnen.