Hilfe, mein Chef ist ein Idiot: Was soll ich tun?

mein chef ist ein idiot
@galinkazhi via Twenty20

Mein Chef ist… ein Choleriker, ein Narzisst, unfähig, ein Lügner, faul, doof oder ein Corona-Leugner? Du siehst das ähnlich? Dann ist dieser Beitrag definitiv eine interessante Lektüre für dich. Das alles sind übrigens automatische Suchvorschläge von Google für die Anfrage ‚Mein Chef ist…‘. Und die sind erstaunlich negativ, oder? Grund genug, um der Chef-Problematik hier lösungsorientiert nachzugehen.

mein chef ist
Google.de Suchanfrage

Was also tun, wenn der eigene Chef ein Idiot ist und dich gefühlt bis an den Rand der Verzweiflung oder sogar Kündigung bringt? Wenn er nicht nur unberechenbar, ungerecht und vollkommen undankbar ist? Wir zeigen dir neue Perspektiven und Wege mit dieser herauszufordernden Situation besser umgehen zu können.

Lass‘ uns hier einen lösungsorientierten Blick auf dieses Thema werfen und zunächst mit einem interessanten psychologischen Phänomen beginnen. Das wird für dich einiges plötzlich verständlicher erscheinen lassen…


Schlechter Führungsstil ist ein echter Motivationskiller

Das Marktforschungsinstitut Gallup sieht in schlechten Vorgesetzten Produktivitätskiller1vgl. https://www.gallup.com/de/engagement-index-deutschland.aspx. Mehr als 100 Milliarden (!) Euro gehen durch schlechte Führung verloren. Hier zeigt sich, dass schlechte Führung für das ganze Unternehmen zu einem Problem werden kann. Fehlzeiten oder unbesetzte Stellen können die Folge sein, wenn der Chef reihenweise Mitarbeiter vergrault. Und du kennst das vielleicht aus deiner eigenen Berufserfahrung: Es kann nichts Schlimmeres für die Motivation geben als einen desinteressierten Boss, der morgen nichts mehr von seiner Zusage für ein Projekt weiß. Es lohnt sich daher definitiv, Strategien zu erörtern, um die Unfähigkeit des eigenen Vorgesetzten ertragbar zu machen.

„Wie ist der/die bloß in so eine Position gekommen?!“

Diese Frage ist in der Tat berechtigt und wahrscheinlich stellst du sie dir nicht zum ersten Mal. Es gibt offensichtlich Menschen bzw. Chefs, die zu inkompetent sind, um ihre eigene Inkompetenz zu bemerken. Psychologen sprechen hierbei vom Dunning-Kruger-Effekt: Bei unfähigen Vorgesetzten setzt eine kognitive Verzerrung des Selbstverständnisses ein. Manche Menschen sind so sehr von sich überzeugt, dass sie nicht mehr auf andere ein- bzw. zugehen können. Das führt paradoxerweise dazu, dass sie Chef werden können. Sie glauben so sehr an sich selber, dass von Schwächen keine Rede ist bzw. andere irgendwann diese Geschichte abkaufen. Solche Menschen, zu denen dein Chef zählen kann, wirken auf den ersten Blick (!) selbstsicher und kompetent. Im Arbeitsalltag zeigt sich dann aber leider schnell eine andere Realität.

ich hasse meinen chef
@ghenghis via Twenty20

Diese Aussagen können einen schlechten Chef entlarven

Viele dieser Aussagen kommen dir bekannt vor? Ist das bei der Mehrheit der Aussagen der Fall, solltest du Strategien entwickeln. Darum kümmern wir uns weiter unten.

  • „Sie werden hier nicht für das Denken bezahlt.“
  • „Nicht wichtig! Dafür habe ich jetzt gar keine Zeit.“
  • „Ich will von Ihren Problemen nichts wissen.“
  • „Sie machen das jetzt, und zwar SOFORT!“
  • „Sie können froh sein, dass Sie diesen Job überhaupt haben.“
  • „Sie wollen das nicht machen? Ich finde schnell jemand anderen!“

Weitere Inspiration bzw. Erkennungsmerkmale gefällig? An diesen weiteren Merkmalen erkennst du, ob du einen schlechten Chef hast:

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Du hasst deinen Boss? Das kannst du tun

Auf Dauer wird deine Motivation leiden, du wirst nicht zufriedener. Insofern solltest du Wege finden, um mit deinem Chef klarzukommen. Alternativ kannst du dir natürlich auch jederzeit einen neuen Job mit neuem Chef suchen – oder einfach dein eigener Chef werden. Wenn du mit deinem bisherigen Chef auskommen willst, dann entwickle deine eigenen Überlebensstrategien, um das Beste für dich herauszuholen. Die folgenden Strategien haben sich in der Praxis schon als hilfreich erwiesen:

Ziehe klar deine Grenzen und kommuniziere sie selbstbewusst

Du hast deine Werte und Überzeugungen. Das ist gut so! Aber weiß dein Chef eigentlich davon? Irgendwo ist für dich eine Grenze erreicht. Diese rote Linie kannst nur du definieren. Du solltest deinem Chef diese Grenze klar aufzeigen und ggf. das persönliche Gespräch suchen. Es wird sich nichts ändern, wenn du dir das Ganze nur passiv mit wachsendem Unmut anschaust. Vielleicht ändert dein Chef plötzlich sein Verhalten – es kommt auf einen Versuch an.

Bedenke: Wer selbstbewusst einen klaren Standpunkt vertritt, hat Respekt und Achtung verdient. Wegducken kann sich jeder. Vielleicht behandelt sich dein Chef nur schlecht, weil du dich bis jetzt nicht zur Wehr gesetzt hast? Du musst auf jeden Fall klar machen, dass du dich so nicht behandeln lässt. Du zeigst so Stärke, die dich nur voranbringen kann (auch bei anstehenden Gehaltsverhandlungen). Ansonsten solltest du wahrscheinlich wirklich über einen Jobwechsel nachdenken.

Suche Gemeinsamkeiten für eine bessere Beziehung

Wie gut kennst du deinen Chef eigentlich? Gibt es irgendwas Persönliches, das euch verbindet? Ein Hobby, Sport oder irgendwas anderes? Solche Gemeinsamkeiten können die Sympathiewerte des Gegenüber rasant steigern und ein besseres Miteinander ermöglichen. In Gesprächen kannst du immer wieder geschickt auf solche Gemeinsamkeiten verweisen, um die persönliche Verbindungsebene zu stärken. Nach all den Monaten weißt du auch, wie er tickt: Auf Choleriker und Narzissten kannst du dich einstellen, indem du dich ihrem Verhalten anpasst. Narzissten hören gerne, wie toll sie sind und bei Cholerikern schaltest du am besten auf Durchzug, bis der akute Tobsuchtsanfall vorüber ist. Aber stelle dir auch hier ernsthaft die Frage: Willst du dauerhaft für einen solchen Chef arbeiten?


Wegen dem Chef kündigen? Oder hat er gar nicht ‚Schuld‘?

Du kommst nicht mit deinem Chef aus, soviel steht wohl fest, sonst hättest du nicht bis hierhin gelesen. Aber hast du schon einmal die Perspektive gedreht? Oder anders gefragt: Könnte es nicht auch ein wenig an dir liegen? Wann hast du zuletzt über deinen Chef gelästert? Hat er deine innere Abneigung schon mehr oder weniger deutlich zu spüren bekommen? Oder hast du ihn bei einem Meeting mit einer eklatanten Wissenslücke blamiert? Dann musst du dich nicht wundern, wenn er mit Verachtung zurückschlägt. Freundlichkeit ist ein Bumerang, sie kommt zurück. Und wenn dein Chef kein Psychopath ist, sollte deine Verhaltensänderung auch bei ihm Wirkung zeigen (auch wenn die Fortschritte nur klein sein mögen).

mein chef
@Olesyaklyots via Twenty20

„Cheffing“ als Alternative

Du kannst verzweifeln und die Dummheit deines Chefs als gottgegeben hinnehmen. Du kannst aber auch auf die Strategie des Cheffing2Führen von unten setzen. Damit ist nichts anderes gemeint, als seinen Chef umzuerziehen. Dabei musst du natürlich sehr subtil und behutsam vorgehen. Du weißt ja, wie dein Chef tickt bzw. wann er austickt. Überlege dir, wie du ihn zu deinen Gunsten manipulieren könntest. Die oben angesprochene Suche nach Gemeinsamkeiten kann Ansatzpunkte liefern. Wenn dein Chef sich für geil hält, präsentiere ihm geile Projektideen. Du wirst daran an erster Front mitwirken und letztlich nur von Erfolgen profitieren können…


Den Job kündigen wegen deinem Vorgesetzten?

Also, rekapitulieren wir kurz: Eine Kündigung sollte nicht das erste Mittel sein, wenn es sich um kleinere Missverständnisse handelt. Oft kann es helfen, die Emotionen beiseite zu lassen und die Dinge sachlich zu bewerten. Ja, das ist verdammt schwer, aber es hilft ungemein. Es hilft schon, wenn du das Verhalten deines Chefs nicht sofort auf dich beziehst bzw. du dich angegriffen fühlst. Lege den Fokus auf sachliche Inhalte. Mit dem Wissen, dass der Trottel offenbar nicht anders kann, reagierst du doch aus einer überlegenen Position. Und nein, ein inkompetenter Chef ist kein starker Kündigungsgrund. Dann müssten sich ja Millionen von Arbeitnehmern morgen einen neuen Job suchen. Sehr wohl ist aber ein Tyrann als Chef ein klarer Kündigungsgrund. Gleiches gilt, falls er sich unpassend verhält, er dich anschreit oder in einer anderen Form schlecht behandelt. Du hast einen Job verdient, zu dem du gerne gehst und Spaß dabei hast!

Vergiss nicht: Du hast dich auf eine Stelle beworben und dich für ein Unternehmen entschieden. Hat der Chef bei der Bewerbung die Hauptrolle gespielt? Wohl kaum! Du solltest deinen Chef nicht als omnipräsentes Problem sehen. Werde aktiv und schaffe deine eigenen Handlungsspielräume. Je mehr du davon nutzen kannst, desto freier wirst du agieren können. Und desto besser werden deine Stärken zum Vorschein kommen!



Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Albert Einstein

Was du aus diesem Beitrag mitnehmen kannst

Eine spannende Frage zum Abschluss, die dich durchaus zum Nachdenken bewegen sollte: Musst du deinen Chef wirklich mögen? Muss das Verhältnis zum Chef die ‚große Liebe‘ sein? Nein, nicht unbedingt! Es kommt auf eine gutes Verhältnis an, das eine produktive Zusammenarbeit ermöglicht. Vertrauen muss vorhanden sein. Beide Seiten müssen wissen, was sie aneinander haben und dass sie sich aufeinander verlassen können. Für dich sollte das Drumherum wichtiger sein, also dein Team und deine anderen Arbeitskollegen. Schaffe dir dein eigenes Netzwerk, aus dem du Stärke ziehen kannst. Mit dieser unternehmensinternen Macht kannst du deinem Chef viel selbstbewusster entgegentreten.

Mit Erwartungsmanagement geht im (Arbeits)leben vieles leichter!

Was ein guter oder schlechter Chef ist, ist stark subjektiv gefärbt. Mache dir also klar, was ein guter Chef können sollte oder warum du deinen aktuellen Boss für einen Idioten hältst. Kannst du das überhaupt klar benennen? Falls ja, hast du konkrete Ansatzpunkte, um aktiv zu werden und gegen eingefahrene Verhaltensmuster vorzugehen. Zufriedenheit mit dem Chef hängt im Wesentlichen vom eigenen Erwartungsmanagement ab. Du kannst nicht großartig enttäuscht werden, wenn du nicht mehr von deinem Chef erwartest als sie/er dir bieten kann.

Der Tipp, viele Dinge einfach nicht mehr auf sich persönlich zu beziehen, wirkt für viele Menschen Wunder. Eine solche Teflonschicht darf aber nicht dazu führen, dass du dich in die gleiche Richtung wie dein Chef entwickelst. Auch das eigene Verhalten ist regelmäßig kritisch zu hinterfragen. Nimm Feedback von deinen Kollegen an, wenn es sachlich (!) hervorgebracht wird. Der vermeintliche Kampf mit deinem Vorgesetzten darf nicht zum alles beherrschenden Thema deines Daseins im Unternehmen werden. Schließlich hast du Aufgaben zu erfüllen, die dich im Idealfall glücklich machen sollen. Das liegt in deinen Händen, und wirklich nur dort!